Die Kleinstadtperle Calw im Nordschwarzwald punktet mit Fachwerk und Kopfsteinpflasteridylle in der Altstadt, hübschen Plätzchen am Nagoldufer, und ganz viel Natur drum herum – perfekt für einen Wochenendausflug ins Grüne.
Calw Altstadt: Frühstücken auf dem Markt
Mit so einem Marktplatz können sich nur noch wenige Städte schmücken, ein Fachwerkhaus schöner als das andere; imposant die Alte Apotheke genauso wie das historische Stadtpalais. Und wenn am Samstagmorgen der Wochenmarkt stattfindet, wird diese Kulisse zur Bühne. Ein paar Blumen hier, etwas frisches Gemüse dort kaufen und dann ein kleines Frühstück im Café Goldmund – so beginnt unser Wochenende perfekt.
Glück gehabt, gerade wird ein Tisch auf der Terrasse frei, die sind an sonnigen Tagen wie heute besonders begehrt, lässt sich doch das Markttreiben von hier aus bei einem leckeren Avocadotoast schön beobachten. Vielleicht schlendert sogar Udo Lindenberg vorbei, der ist bekanntermaßen ein großer Fan von Calw und hat schon mehrfach Konzerte auf dem Marktplatz gegeben.
Rund um Calw spazieren durch wildromantische Natur
Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, die kleine Stadt im Nordschwarzwald zu erkunden. Für Wanderer und Naturliebhaber ein guter Ausgangspunkt, die Mischung aus Stadt und Natur macht’s. Der „schwarze Wald“ reicht bis fast in die Stadt hinein: Am Stadtgarten startet beispielsweise der Premiumweg Wasser-, Wald- und Wiesenpfad – mehr Abwechslung auf einer Tour geht kaum.
Wir entscheiden uns für die gemütlichere Variante: den Rund-um-Calw-Weg. Knapp sieben Kilometer, die von zwei kurzen Anstiegen abgesehen, nahezu eben die Stadt umrunden und uns zu geschichtsträchtigen Orten führen.
Vom Marktplatz aus, kommen wir über die Salzgasse in den Stadtgarten, den die Bürger 1871 anlegten und auch nicht heimische Bäume pflanzten wie Douglastannen und Weymouthskiefern. In den nächsten Jahren soll die Oase der Ruhe am Georgenäum neu gestaltet werden. Im Literaturgarten oberhalb der Schillerstraße laden Steinbänke zum Verweilen ein. Zu jeder Jahreszeit passend kann man auf den Metallstelen Gedichte von Hermann Hesse lesen. Oder selbst welche verfassen. Ein schickes Notizbuch gibt’s im Buchatelier, auf Wunsch sogar als persönliches Exemplar gebunden.
Waffeln mit Aussicht im Caféhäusle
Noch ein paar Schritte höher und dann liegt uns Calw zu Füßen und mit dem Caféhäusle eine willkommene Erfrischung vor uns. Wir sind mitten in der Natur und doch kaum mehr als 500 Meter aus der Stadt heraus gelaufen – wie herrlich ist das.
Der Aufstieg hat sich gelohnt, wir erspähen Fachwerk, die Nagold und einen terrakottafarbenen Turm, welcher “der Lange” heißt. Im Dachgeschoss schlief einst der Nachtwächter, unten die Schwerverbrecher, die auf ihre Hinrichtung warteten.
Mit dieser grandiosen Aussicht lassen wir uns Süßkartoffel-Waffeln mit Kräuterquark schmecken (wobei die Schwarzwälder Kirschwaffeln auch verführerisch waren) und genießen den Augenblick. Und davon gibt es so einige auf dieser Tour.
Durch die wildromantische Landschaft führt der Weg weiter über den Kuckucksfelsen und den Hirsauer Wiesenweg wieder hinunter in die Stadt, ans Nagoldufer. Dort waren früher unter anderem Fabriken angesiedelt samt Fabrikantenvilla, die die Einheimischen nur Schlössle nennen. Die Flößerei auf der Nagold hatte damals noch wirtschaftliche Bedeutung. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich das Palais Vischer, das heute das Heimatmuseum beherbergt.
Am Friedhof steigt der Weg wieder an und wir hinauf zum Kulturdenkmal der Württembergischen Schwarzwaldbahn und weiter zum Hohen Fels, von wo aus wir noch mal eine ganz andere Perspektive bekommen, die seinerzeit schon zahlreiche Künstler und und Maler inspirierte.
Mit den Künstleraugen auf Calw blicken
Vom Künstlereck laufen wir zurück in die Altstadt und treffen den bekanntesten Bewohner. Still steht er da auf der Nikolausbrücke und schaut auf die Stadt. Schmächtig, fast ein wenig unscheinbar: Hermann Hesse, bis heute weltweit der meistgelesene deutschsprachige Autor des 20. Jahrhunderts. Das Kleinstadtflair von Hesses geliebter Heimat findet sich in seinen Werken wieder und vieles im Stadtbild aus jenen Tagen blieb erhalten.
Gleich um die Ecke wartet im Hotel Rössle eine gute Möglichkeit, die regionale Küche zu probieren und auch zu übernachten.
Innere Ruhe und kulinarische Lust im Kloster Hirsau
Sonntagmorgen, Zeit für einen Spaziergang durch die alte Klosteranlage. Nur ein paar Minuten auf dem Nagoldtalradweg entfernt, finden wir diese weitere Oase im Nagoldtal: das ehemalige Kloster Hirsau mit Marienkapelle, Eulenturm und Jagdschloss. Auf der anderen Nagoldseite das Klostermuseum, der Kräutergarten und die Aureliuskirche, in denen regelmäßig Konzerte stattfinden.
Klöster sind Orte, an denen der Alltag vergessen scheint. Inmitten der alten Gemäuer kann man im Kloster Hirsau an sechs Stationen diesen besonderen Lebensraum spüren. Jede Station steht bildhaft für die Sinnfragen des Lebens. Das hier ist definitiv einer dieser Plätze, die etwas Magisches haben. Eine besondere Atmosphäre durchströmt uns, die Zeit scheint stillzustehen, wäre da nicht die Glocke, die viertelstündlich erklingt.
Schon vor tausend Jahren war Hirsau nicht irgendein Kloster, sondern eins, in dem sich geistige und weltliche Macht verbanden. Das Kloster St. Aurelius wurde um 830 im damals noch weitgehend unbewohnten Nagoldtal gegründet – und verfiel einige Zeit später. Mitte des 11. Jahrhunderts baute man ein zweites, größeres Kloster daneben: St. Peter und Paul, eine der einflussreichsten Abteien im Römischen Reich.
Das steinerne Brückle im Schweinbachtal
Vom Parkplatz am Kloster St. Peter und Paul in Hirsau zweigt der Weg etwas unscheinbar von der Straße ab Richtung Schweinbachtal.
Wild, fast dschungelartig, schlängelt sich der Pfad leicht ansteigend entlang des Schweinbachs. Üppige Farne säumen das Ufer. Steine, grün bemoost, liegen wie Kissen im Bachbett. Zwischendurch strömt das Wasser in unzähligen Mini-Kaskaden als ebenso kleine Wasserfälle. Sonnenstrahlen dringen vereinzelt durch das dichte Blätterdach und setzen Bildausschnitte dieser Landschaft wie ein Beleuchter gekonnt in Szene. Man kann gar nicht anders als immer wieder stehen zu bleiben und sich an diesem Naturschauspiel zu erfreuen. Aus den Baumkronen tönt dazu ein vielstimmiges Vogelkonzert, es duftet nach Pilzen und nassem Gras.
Mal direkt am Wasser, mal etwas oberhalb kommt nach knapp vier Kilometern das Highlight der Tour in Sicht: das steinerne Brückle. Was für ein tolles Fotomotiv! Einfach malerisch, wie sich der Bogen über den Bach spannt. Und so was von instagramtauglich … Aber Vorsicht: Einsturzgefahr! Bitte nur von unten ablichten. Auch wenn es noch so verlockend erscheinen mag, betreten sollte man die leider schon etwas marode Brücke nicht. Tief fallen kann man zwar nicht, aber es wäre schade, wenn dieses wunderschöne Bauwerk einstürzen würde.
Immer wieder quert der Weg den Schweinbach, auf großen Trittsteinen kommt man sicher und trockenen Fußes auf die andere Seite. Gute Wanderschuhe sind dennoch empfehlenswert, denn der Trail ist steinig und nach Regentagen auch teils rutschig.
Nach dem steinernen Brückle gibt es zwei Möglichkeiten, die Wanderung fortzusetzen. Als große Runde über Oberkollbach und zur Bruderhöhle. Oder durch den Wald und ab der Grillstelle auf der Alten Badstraße zurück nach Hirsau laufen.
Und dort im Café im Kloster das Wochenende ganz gemütlich bei Selbstgebackenem so langsam ausklingen zu lassen.
Unsere Tipps und alles Wichtige auf einen Blick
Hinkommen: Am besten mit der Bahn über Stuttgart oder Karlsruhe. Hier gehts zu den Angeboten von bwegt.de. Mit dem Auto kommt man über die A8 (von Karlsruhe oder Stuttgart) oder A81 (von Süden aus) nach Calw. In der Altstadt gibt es mehrere Parkhäuser.
Essen & Trinken:
- Café Goldmund, Marktplatz 32, Calw, cafe-goldmund.de
- Caféhäusle, Schillerstraße 20, Calw, www.cafehaeusle.de
- Hotel Restaurant Rössle, Hermann-Hesse-Platz 2, Calw, www.roessle-calw.de
- Schönbuch-Brauerei direkt an der Nagold, Auf dem Brühl 1, Calw, www.brauhaus-schoenbuch.de/calw
- Café im Kloster Hirsau, Klosterhof 7, Calw, geöffnet Freitag bis Sonntag von 9-18 Uhr, www.cafeimkloster.com
Erleben:
- Rund-um-Calw-Weg: 7 km lange, leichte Wanderung, Tourenbeschreibung und GPX-Daten zum Download
- Hermann Hesse-Ausstellung im Gerbereimuseum Vorderhaus), Badstraße 7/1, Calw, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 14:30 bis 17 Uhr
- Palais Vischer, nur an Samstagen und Sonntagen zwischen April und Oktober geöffnet, jeweils 14-17 Uhr, Bischofstraße 48, Calw
- Kloster Hirsau, Klosterhof 7, Calw, www.klosterhirsau.de
- Buchatelier Blattwerk, Salzgasse 9, Calw, www.buchatelier-blattwerk.de
- Weitere Infos auf calw.de
Calw und Hermann Hesse: Die Kleinstadt im Nordschwarzwald in Baden-Württemberg, Deutschland hat eine malerische Altstadt mit Fachwerkhäusern, engen Gassen und einem charmanten Marktplatz – und ist bekannt als Geburtsstadt des Schriftstellers Hermann Hesse, was ihr einen gewissen literarischen Ruhm verleiht. Hesse beschrieb Calw und die umliegende Region oft in seinen Werken, was dazu beitrug, die Stadt als touristisches Ziel zu etablieren.
Kulturelle Attraktionen wie das Hermann-Hesse-Museum gewähren Einblick in das Leben und Werk des berühmten Autors. Es gibt auch regelmäßige Veranstaltungen und Festivals, die das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Die Umgebung ist reich an Natur und bietet zahlreiche Wandermöglichkeiten im Schwarzwald. Der Fluss Nagold schlängelt sich durch die Landschaft mit zahlreichen Gelegenheiten zum Entspannen am Ufer. Die Kleinstadt ist ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher, die die Kombination aus kulturellen Sehenswürdigkeiten, Natur und der historischen Atmosphäre schätzen.
Die Reise erfolgte in Kooperation mit der Stadt Calw. Auf Art, Inhalt und Umfang dieses Artikel hat dies jedoch keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.