Umittelbar nach meiner Ankunft in Istanbul beging ich einen kapitalen Fehler, doch dazu gleich. Mein Programm für die kommenden Tage hatte ich mir grob überlegt: auf dem Bosporus fahren, den Sultanspalast besuchen, über den Spice Bazaar bummeln, vom Camlica-Hügel aus die Lichter der Stadt erleben, wenn der Tag zur Nacht wird. Was man halt so macht in Istanbul.
Der Empfang im Hotel: vorbildlich. Unaufgefordert liegt ein Stadtplan auf dem Tisch, der Welcome-Drink geht selbstverständlich aufs Haus.
Ob ich bereits Ideen habe für meine Zeit in der Stadt?
Hab ich, siehe oben. Rein zufällig könne ich genau diese Punkte als Rundum-Sorglos-Paket im Hotel buchen. Praktisch, denke ich noch, muss ich mich nicht kümmern, wie ich am besten von A nach B komme und spare etwas Zeit.
Bei dieser geballten Menge an Service und Charme des Empfangskomitees entfällt mir für den Moment, dass ich nur bedingt gruppenausflugskompatibel bin – und buche spontan die Tour auf dem Bosporus und die Must-See der Metropole.
Pünktlich 8.15 Uhr stehe ich am nächsten Morgen in der Lobby und fünf weitere Hotelabholtermine später am Pier. Kurz vor zehn sind alle an Bord. Leinen los, links sehen Sie dies, rechts das. Und so weiter. Mittagessen ist inbegriffen im Tourpreis, doch das müssen wir uns erst verdienen.
Runter vom Boot, rein in den Bus, ab zum Lederverkauf. Tür auf, alle rein in den Showroom, Tür zu. Bässe an. Bei gefühlten 500 Dezibel schwebt das erste männliche Model über den Laufsteg. Tolle im Haar, Nummer auf dem Bauch (damit keiner vergisst, was er anschließend kaufen soll) – Kabarett ist nichts gegen diese Veranstaltung. Der Ausgang ist ausschließlich durch den Verkaufsraum zu erreichen, erstaunlicherweise nicht versperrt für widerspenstige Teilnehmer wie mich.
Mittagessen und der Rest des Nachmittages sind eng getaktet, um mit 90-minütiger Verspätung das Programm doch noch zu absolvieren. Die morgendliche Hotelrunde erspare ich mir dann und gehe die letzten Meter zu Fuß.
Ich freue mich, Istanbul ab morgen wirklich zu entdecken.