Schon mal von der Weinregion Breisgau gehört? Dem 1.600 Hektar großen Anbaugebiet Badens, das sich am Westrand des Schwarzwaldes von Freiburg bis Lahr zieht und bislang vor allem Insidern ein Begriff war.
Für die Mehrheit: der eher unbekannte Nachbar von Markgräflerland, Kaiserstuhl und Ortenau.
Der Breisgau ist Burgunderland, zwei Drittel der Rebfläche sind damit bepflanzt, allen voran Spätburgunder. Die Weine: bereit für den großen Auftritt. Mit fruchtiger Eleganz und eigenständigem Profil.
Inhaltsverzeichnis
Elegante Burgunder der 13 Breisgauer Weingüter
Die Voraussetzungen im Breisgau sind gut: An windgeschützten Westhängen wachsen die Reben am Oberrhein bis auf 500 Meter hoch, von der Sonne bis weit in den Herbst hinein verwöhnt. Die Hang- und Terrassenlagen mit Löss-, Muschelkalk- und Buntsandsteinböden sind ideal für Weiß-, Grau- und Spätburgunderreben.
Und die junge Winzergeneration macht was draus: 13 Weingüter haben sich zusammengetan, um die (neue) Stärke der Breisgauer Weine zu zeigen – altes Weinbauernhandwerk auf modernen Wegen.
Bei ihrer Jahrespräsentation im Alten Rathaus von Emmendingen Mitte November habe ich die Winzer getroffen und eine Auswahl ihrer Weine verkostet.
Julian vom Weingut Huber aus Malterdingen hat saftige, fruchtbetonte Weine dabei, die mir außerordentlich gut gefallen. Vor allem der Chardonnay von alten Reben begeistert mit einer sehr ausgewogenen Holznote. Perfekt zu etwas fetterem Fisch oder zur nordischen Küche, meint Julian.
Für den Rarus Grauburgunder vom Weingut Burkhart werden ganze Trauben gepresst und auf der Maische vergoren – nur ein, zwei Fässer gibt es davon pro Jahr. Der Sauvignon Blanc schmeckt wie einer aus dem Lehrbuch, tropisch und grün zugleich. Das Geheimnis: zwei Durchgänge bei der Lese.
Die ersten Weine der Shelter Winery haben Hans-Bert Espe und Silke Wolf noch in einem alten Militärbunker gekeltert. Erst sieben Jahre später stand der eigene Keller in Kenzingen, wo die Spätburgunder sehr langsam auf der Maische gären und lange im Barrique reifen. Seit Kurzem gibt es auch einen Chardonnay – wie auch der Pinot Noir sehr elegant.
Zu seinem 50. Geburtstag bekommt Horst Holub aus Herbolzheim sieben Ar Spätburgunderreben geschenkt – der Beginn seines eigenen Weingutes. Inzwischen sind daraus 150 geworden und aus ihm ein Winzer mit Herzblut. Seine Devise beim Weinmachen: so wenig wie möglich eingreifen. Weshalb seine Weine nur wenig filtriert und vielschichtig im Geschmack sind.
Odin Bauer verzichtet gleich ganz aufs Filtern. Seine Zalwander*-Weine reifen im 1000-Liter-Fass aus dem Burgund und sollen bewusst unangepasst sein. Spannend sind sie auf jeden Fall.
*) Zalwander = allemannischer Ausdruck für zusammen, zu zweit
Ob Mitglied im Verband VDP. Die Prädikatsweingüter, Bio-Winzer oder Hobby-Weingärtner – so verschieden die Breisgauer Weingüter sind, eines können alle überzeugend vermitteln: das große Potenzial der Weine ihrer Region. Das Preis-Genuss-Verhältnis ist einfach grandios. Mal sehen, wie lange die Breisgauer Burgunder noch als Geheimtipp gelten.
Burgunder in bester Preis-Genuss-Relation: Glottertal
Von Emmendingen fahre ich weiter ins Glottertal. Die Älteren unter uns haben das wahrscheinlich unter Professor Brinkmann gespeichert, der mit seiner TV-Schwarzwaldklinik das Tal in den 80er Jahren berühmt machte.
Mein Ziel ist die Winzergenossenschaft im Glottertal, wo Udo Opel zunächst die Weinberge und dann den Keller zeigt. Die Abendsonne taucht die Rebterrassen der Weinlage Roter Bur in goldenes Licht, rund 2.000 Sonnenstunden bekommt der steile Hang im Jahr. Kann man schmecken im Glas.
Die Winzergenossenschaft Glottertal ist eine der kleinsten in Baden, geführt wie ein privates Weingut. Von 300 Quadratmeter bis zu sieben Hektar groß sind die Anteile der einzelnen Mitglieder, die ihre Trauben hier anliefern. Früher war fast alles mit Rotwein bepflanzt, in letzter Zeit wächst der Anteil weißer Trauben.
Der Weißburgunder Kabinett ist süffig und fruchtig, ein schöner Aperitif, bei dem man gern auch mal eine zweite Flasche öffnet. Gut zu Pasta oder Käse passt der Grauburgunder, der eine Zeit lang im Barrique reift. Die spürbar vorhandene Restsüße harmoniert sicher auch gut mit Scharfem. Ein Preisknaller, gemessen den Vorbildern aus dem Burgund, ist der Spätburgunder mit typischem Veilchenduft eines jungen Pinots.
Für den Rotling, eine badische Spezialität, werden rote und weiße Trauben gemeinsam gekeltert – und zwar als Weißwein. Heraus kommt ein süffiger, kräftiger und trockener Wein. Wie früher stehen die Reben bunt gemischt im Weinberg: Pinot Noir, Gewürztraminer, Ruländer.
Feine Burgunder vom Kaiserstuhl
Dritte und letzte Station meiner Kurzreise zum Badischen Wein: Vogtsburg-Bischoffingen am Kaiserstuhl. Wer den rostroten Bau mitten in den Weinbergen sieht, mag kaum glauben, dass die Geschichte des Weingutes Abril bereits vor 270 Jahren begann. Seit 2012 ist das Architektur-Highlight ein sichtbares Zeichen für die Neuausrichtung des Ökogutes. Eine ebenso klare Linie zieht sich durch das Sortiment: Frucht bezeichnet die Weine, die im Edelstahltank ausgebaut werden, Stein steht für die Gewächse von den typischen Vulkanböden am Kaiserstuhl und Zeit heißen Weine, die eben diese bekommen – im Weinberg als edelsüße Trauben oder in den Fässern aus Markgräfler Eiche. Zu denen gehört auch das Flaggschiff: Pinot Noir aus dem Bischoffinger Enselberg.
Den individuellen Charakter bringen die Weine von Natur aus mit, denn vergoren werden alle mit derselben aromaneutralen “Dornröschenhefe”. Diese fand ein Professor vom Schweizer Weinforschungszentrum Wädenswil in einer Weinflasche aus dem Jahrgang 1895 – und züchtet die Hefe nun wieder.
Wein-Dinner bei Köpfers Steinbuck in den Weinbergen
Später zum Dinner probieren wir die Weine von Abril sowie der Weingüter Bercher aus Burkheim und Michel aus Achkarren zu einem herbstlichen Menü in der Tenne von Köpfers Steinbuck. Nach dem Auftakt mit Winzersekt, der in einer Blindprobe als Champagner durchgehen würde, folgen zu jedem Gang drei Weine zur Auswahl. Spannend: Nicht jedes Paar passt gleichermaßen, mal sticht hier eine Nuance heraus, mal dominiert die Speise den Wein. Doch jeder Wein für sich ist ein Vergnügen. Großes Kino!
Weitere Informationen und Empfehlungen
Hinkommen: Am besten mit dem Auto auf der A5 Richtung Freiburg
Weingüter:
13 Breisgauer Weingüter, www.13breisgauer.de
Winzergenossenschaft Glottertal, Winzerstraße 2, Glottertal, www.wg-glottertal.de
Weingut Abril, Am Enselberg 1, Vogtsburg-Bischoffingen, www-weingut-abril.de
Weingut Bercher, Burkheim, Mittelstadt 13, Vogtsburg, www.weingutbercher.de
Weingut Michel, Winzerweg 24, Achkarren-Vogtsburg, www.weingutmichel.com
Essen/Übernachten:
Hotel Köpfers Steinbuck, Steinbuckstraße 20, 79235 Vogtsburg im Kaiserstuhl, www.koepfers-steinbuck.de
Badischer Wein – Infos zu Winzern, Weinen und Veranstaltungen, www.badischerwein.de
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Mit freundlicher Unterstützung der Badischer Wein GmbH. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
4 Kommentare
Wir mögen Weinregionen ja sehr und haben da schon einige auf der ganzen Welt kennen gelernt. Die badischen Weine vom Breisgau und dem Kaiserstuhl fehlen uns da allerdings noch in unserer Sammlung.
Die werden euch gefallen, wenn ihr Burgunder mögt.
Dein Artikel macht so richtig Lust, sich ein wenig näher mit Wein aus Baden zu beschäftigen!
Und vor Ort schmecken sie noch mal so gut 🙂