Meine Kollegin Petra zeigt uns, wo in ihrer Heimatstadt Baden-Baden die kleinen Genussinseln sind, die es zu entdecken lohnt.
Was hat deine Stadt oder Region, was andere nicht haben?
Was mich an Baden-Baden reizt sind das Wetter, das Klima und die Einbettung in die Natur. Wir sind umrahmt von Wald und Weinbergen. Rund 20 Rundwanderwege führen durch unseren Stadtwald. In den nahegelegenen Weinregionen kannst du die beste badische Küche genießen – vom einfachen Vesper bis zur gehobenen Sternegastronomie.
Baden-Baden ist vor allem ein geschichtsträchtiger Ort, der einst als „Sommerhauptstadt Europas“ galt, angesagter Treffpunkt für namhafte Schriftsteller wie Dostojewski oder Tolstoi sowie die Adels-Elite Europas. Besonderen Charme verströmt Baden-Baden auch deshalb, weil die prachtvollen Villen den zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstanden haben. Zeitzeugen wie das Kurhaus, die Konzertmuschel, die Thermen oder die Lichtentaler Allee mit vielen Villen wie beispielsweise Brenners Parkhotel erinnern an die Glanzzeiten im 19. Jahrhundert.
Baden-Baden ist sicherlich keine Stadt, in der studentisches Leben die Szene prägt, eher gehobene und gediegene Kur- und Bäderstadt. Hier weht ein Hauch von Luxus und Urlaubsstimmung. Angesagt sind ein Wellnessaufenthalt – am besten noch mit einem Besuch im Festspielhaus.
Wie sieht ein perfektes Wochenende aus in deiner Stadt?
Für mich beginnt ein perfektes Wochenende mit einem Lauf durch die Lichtentaler Allee. Rund 3,5 km trabe ich gemütlich an dem kleinen Flüsschen Oos entlang, beobachte die Enten, halte Ausschau nach den beiden Fischreihern und freue mich über den alten Baumbestand.
Im Sommer verlege ich meine Morgen-Meditation in den Rosengarten mit seiner irrsinnig schönen Farben- und Aromenwelt. Anschließend geht’s in die Stadt: Bei der Helga im Bioladen Gemüse kaufen, dann mit dem Radl zur Trinkhalle, dort noch ein Last-Minute-Ticket fürs Theater oder Festspielhaus ergattern. Dann gibt’s einen Kaffee und die morgendliche Zeitungslektüre.
Im Übrigen ist das, was unser Festspielhaus zu bieten hat von internationalem Format. Vor Wien brauchen wir uns hier nicht zu verstecken: der große Pianist Grigory Sokolov, Cassandra Wilson, die Jazzgröße aus den USA, der Moskauer Kathedralchor, die Wiener Philharmoniker – alle waren schon in Baden-Baden. Karten und Programm gibt’s hier.
Wenn nur ein Tag Zeit wäre, was sollte ich unbedingt machen?
Einen Stadtbummel durch die Innenstadt. Die ist in Baden-Baden nicht so groß, da hat man in kurzer Zeit wirklich alles gemütlich zu Fuß „abgeschlendert“. Die prachtvollen Bauten bewundert, ein bisschen eingekauft und ein Eis gegessen.
Thermalwasser, Kultur und Blütenpracht
Unbedingt auch durch die korinthischen Säulen der Trinkhalle wandeln und einen Schluck Thermalwasser probieren. Die Quellen sind bis zu 17.000 Jahre alt. Dann geht’s weiter in Richtung Theater zum Besuch des Frieder-Burda-Museum. Dort finden tolle Ausstellungen mit moderner Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert statt. Erbaut wurde das moderne Bauwerk in 2004 von dem renommierten amerikanischen Architekten Richard Meier. Ich mag die klare Form, Linienführung und die gesamte äußere Fassade, die sich, wie ich finde, geschmackvoll in die Parklandschaft eingefügt.
Zum Kaffee lohnt ein Stopp im Café Kunsthalle selbst oder im Rive Gauche direkt daneben. Oder vielleicht sogar im Brenners Parkhotel, meinem Lieblingsplatz für ein „Date mit mir“! Dann gibt’s allerdings Champagner und ein freundliches Nicken vom Pianisten obendrauf.
Welcher ist dein Lieblingsplatz und warum?
Ich spaziere total gern zu den Geroldsteiner Wasserfällen am Rande der Stadt. Der idyllische Weg führt etwa 1,5 Kilometer entlang des Grobbaches. Vorbei an großen geheimnisvollen Findlingen und buschigen Rhododendren, die von Mai bis Juni in den tollsten Farben erblühen. Hier kann ich mich in kurzer Zeit gut regenerieren, frei atmen und meine Gedanken dem fließenden Wasser überlassen. Insbesondere dann am Ende des Weges, der in einen über neun Meter hohen Wasserfall mündet.
Und es ist megaschön, hier einfach die Hüllen fallen zu lassen und kurz in das kalte Nass zu tauchen. Wenn ich dabei allerdings ungestört sein will, muss ich mich schon zeitig auf den Weg machen. Gerne bin ich dort auch zum Feierabend, um im sonnigen Biergarten vom Bütthof, einem gemütlichen Gasthof, mit Freunden den Tag ausklingen zu lassen.
Noch ein Tipp für besonders schöne Abende: auf die Yburg wandern (kann man auch hochfahren) und den Sonnenuntergang genießen. Von dort hat man einen grandiosen Ausblick auf den Schwarzwald, die Rheinebene und das Baden-Badener Rebland. Die ehemalige Ritterburg, die um 1.200 erbaut und mehrfach zerstört wurde, ist heute ein gemütliches Gasthaus. Es gibt frische, gut bürgerliche Küche und eine gesellige Atmosphäre.
Bitte vervollständige die folgenden Sätze:
Das beste Café, um gut gelaunt in den Tag zu starten, …
… ist für mich das „Kaffeesack“ in der Hirschgasse, weil sich dort alles um Kaffee dreht und Thorsten und Volker die Bohnen selber rösten.
Regentage genieße ich am liebsten …
… im römisch-irischen Friedrichsbad mit seinen 17 verschiedenen Badestationen. Unbedingt die Seifenmassage buchen – danach fühlst du dich porentief rein (www.carasana.de).
Shoppen in der City – hier finde ich immer etwas Nettes:
Kleine Geschenke – auch mit einem südafrikanischen Touch – kaufe ich gerne im mañana fair trade shop. Hier habe ich schon manch kuscheliges Bio-T-Shirt oder ungewöhnliche Tasche (aus Recycling) gefunden. Das privatgenossenschaftlich geführte Geschäftchen liegt ein bisschen versteckt in der Büttenstrasse 4, einer Seitenstraße der Fußgängerzone.
Auf keinen Fall verpassen …
… sollte man einen Besuch beim SWR3-New-Popfestival im September! Da ist die Stadt so jung wie nie – du hast das Gefühl selbst unsere alten Prachtbauten rocken mit!
Nicht wieder wegfahren, bevor du …
… im Café König nicht mindestens ein Stück Kuchen (und die leckeren Pralinen) probiert hast. Achtung: Auf der Terrasse gibt’s Kaffee nur im Kännchen und wer nicht anders bestellt, bekommt seinen Cappuccino mit Schlagsahne serviert.
Das mag ich besonders gern an den Menschen hier:
… die badische Freundlichkeit.
Noch andere Insidertipps?
Noch bis März 2015 läuft eine ungewöhnliche Ausstellung einer jungen tschechischen Künstlerin in der Staatlichen Kunsthalle: „Experiment für sieben Körperteile“ mit lebendigen Performern.
Ein Glas Wein zum Feierabend, (badische) Tapas und gute Stimmung
Und wo ich sonst noch gerne hingehe:
Im Sommer sitze ich gerne im Weinhaus Baldereit. Toller Innenhof, abgeschirmt und mit Efeu bewachsen, gute Weinkarte und feine, kleine badische Gerichte.
Wer eine Weinbar sucht, der ist im Monte Christo in der Eichstraße 5 gut aufgehoben. Die Website ist zwar abschreckend, aber es gibt eine schöne Auswahl spanischer Weine, dazu authentisch schmeckende Tapas und gute Stimmung.
Die Schickeria von Baden-Baden trifft sich gerne im zentral gelegenen Rizzi Winebistro & Restaurant. Eine superschöne Terrasse am Park – für mich der Ort, um mit Hugo oder Aperol Sprizz kurzfristig den Alltag mit Urlaubsgefühlen aufzupeppen.
PR-Beraterin Petra Mayer aus Baden-Baden berät Kunden zu den Themen Wein, Getränke, Lebensmittel und Nachhaltigkeit. Ihre Wurzeln liegen im Weinbau. Die ehemalige Deutsche Weinkönigin vertritt seit vielen Jahren zudem die Organisation Wines of South Africa (WOSA) in Deutschland und betreibt das Onlinemagazin Südafrika Wein & Style.
Titelfoto: Trinkhalle Baden-Baden, © Flickr/Digital_cat
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