Langsam tut es weh. Seit einer gefühlten Ewigkeit klemmt mein Kopf im Nacken, doch ich kann den Blick nicht abwenden. Dass es stockfinster ist, stört kein bisschen, im Gegenteil. Zu sehen gibt es gerade deshalb viel. In den schwarzen Nachthimmel ergießt sich ein unendliches Sternenmeer. Und direkt über mir: die Milchstraße.
Dieser Platz im Eifel Nationalpark ist ein echter Hotspot für Sternegucker. Weil es ringsherum kaum Lichtverschmutzung gibt. Die Sterne sind ja immer da, nur durch die vielen Lichter der Stadt können wir sie nicht mehr sehen, erklärt Harald Badenhagen, der in seiner mobilen Sternwarte in klaren Nächten regelmäßig Stern-“Führungen” anbietet. Als Beweis hat er eine Karte dabei, die Europa bei Nacht zeigt. Norditalien und die Benelux-Staaten sind hell erleuchtet, die Eifel erscheint als dunkler Fleck.
Dem Himmel nah im Sternenpark Eifel
So dunkel, dass wir den Sternenpark Eifel beinahe nicht gefunden hätten. Nur zwei rote Lämpchen markierten die Einfahrt zu der Wiese, auf der Harald das riesige Teleskop mit hundertfacher Vergrößerung sowie ein überdimensionales Fernglas aufgebaut hat. Weißes Licht gehe gar nicht, wenn die Augen in der Dunkelheit etwas erkennen sollen.
Wir müssen uns beeilen, sagt Harald, gleich verschwindet der Saturn hinter dem Baum da hinten. Ich klettere ein paar Stufen auf der Leiter nach oben und werfe einen Blick durch das Teleskop. Tatsächlich, ich kann den Saturn mit seinem Ring deutlich erkennen. Trotz der Vergrößerung ist der Planet nur etwa einen Zentimeter groß.
Von Harald lerne ich auch, mich nachts im Gelände zu orientieren. Das ist ganz einfach: das Sternbild Großer Wagen suchen und die hintere Wand mit einer gedachten Linie fünf mal verlängern. Der hellste Stern dort ist der Polarstern und der weist nach Norden. Und wenn es bewölkt ist? Pech gehabt. Da haben es die Fledermäuse schon einfacher, die die ganze Zeit über unsere Köpfe hinweg jagen.
Harald erklärt die großen und kleinen Phänomene unseres Sonnensystems sehr anschaulich. Was mit bloßem Auge wie ein diffuser Fleck erscheint, entpuppt sich beim Blick durchs Fernglas als Sternennebel. Überwältigend klar und unfassbar weit weg.
Zwischen Pegasus und Kassiopeia kriecht jetzt die Kälte hoch, mich fröstelt.
Stille Nacht im Kloster Steinfeld
Die Nacht verbringe ich im Kloster Steinfeld. Ein Teil der Gästezimmer wurde komplett renoviert und mit vier Sternen klassifiziert. Das Ambiente ist modern, hell und schnörkellos. Und vor allem sehr ruhig in einem Seitenflügel gelegen, in dem vorher das Internat untergebracht war.
In der klostereigenen Akademie werden Kunst-, Yoga- und Meditationskurse angeboten. Ruhe findet man auch im Klostergarten mit dem Labyrinth und kulinarische Genüsse im Klosterladen. Mahlzeiten werden im Refektorium eingenommen. Die langen Tische, mit Thermoskannen voller Tee bestückt, und die Selbstbedienung am Buffet mit schmaler Auswahl erinnern mich allerdings eher an die Schulausflüge von früher als an ein Gästehaus. Also besser nur Frühstück buchen und in einem der umliegenden Gasthäuser essen.
Vom Bett aus kann ich noch immer die Milchstraße sehen. Ab und zu fällt eine Sternschnuppe vom Himmel. Noch bevor ich mir etwas wünschen kann, bin ich eingeschlafen.
Infos & Adressen
Anfahrt:
Mit dem Auto aus Richtung Köln/Bonn/Ruhrgebiet: Autobahn A1 bis zur Abfahrt Nettersheim (AS 113), dann den Hinweisschildern „Kloster Steinfeld“ folgen.
Mit dem Zug: Regionalbahn-Linie Köln-Gerolstein/Trier bis nach Urft (1,5 km bis Steinfeld) oder Kall (7 km bis Steinfeld). Von dort jeweils weiter mit dem Taxi-Bus nach Steinfeld (Nutzung mit VRS-Bahnticket ohne weitere Kosten möglich, Anmeldung 1 Stunde vor Abfahrt unter Tel.: 0 18 06 15 15 15.
Übernachten:
Kloster Steinfeld, Hermann-Josef-Straße 4, 53925 Kall, www.kloster-steinfeld.com
Führung
Harald Bardenhagen, Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“, Sülzgürtel 42, 50937 Köln, haraldba@hotmail.com, www.sterne-ohne-grenzen.de
Meine Reise wurde unterstützt durch das Projekt #rauszeitlust des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen.
2 Kommentare
Hallo Antje, das ist ein wunderschöner Artikel, der so richtig Lust auf die Eifel als Urlaubsort macht. Ich denke, dass die Region, wie viele andere in Deutschland, von der großen Masse erst noch entdeckt werden muss und habe deshalb in meinem Blog gerade einen Bericht über das weitgehend unbekannte Stolberg geschrieben. Das pittoreske Städtchen liegt in der Voreifel und beherbergt die historischen “Kupferhöfe”. Sie sind einzigartig in Deutschland….
http://www.weltenkundler.com/einzigartig-die-kupferstadt-stolberg/
Das stimmt. Da ich auch gerade dabei bin, Deutschland zu entdecken, kommt dein Tipp gerade sehr passend. Danke dafür.