Entspannt reisen, trotzdem viel sehen und dabei gutes Essen und feinen Wein genießen – das bietet Nicko Cruises zusammen mit dem Weinmagazin Falstaff auf verschiedenen Flüssen in Deutschland.
Flusskreuzfahrt-Erfahrung habe ich inzwischen ja schon einige, doch eine Gourmetreise auf dem Wasser war bisher nicht dabei – und so bin ich Ende Oktober auf der Route von Frankfurt nach Trier und retour mitgefahren.
Inhaltsverzeichnis
Flusskreuzfahrt Mosel, Rhein & Main – mein Bordtagebuch
Was ich auf der Falstaff-Wein- und Genussreise erlebt habe, könnt ihr hier in meinem Bordtagebuch lesen. Alle anderen Fragen rund um diese Flusskreuzfahrt auf Mosel, Rhein und Main habe ich im Info-Kasten am Ende des Artikels beantwortet.
Tag 1: Einschiffen in Frankfurt
Die Anreise ist recht bequem: Mit dem ICE bin ich in etwas mehr als einer Stunde von Stuttgart in Frankfurt und dort vom Hauptbahnhof nach einem kurzen Fußmarsch am Nizzakai, wo mein schwimmendes Zuhause wartet.
Die MS Voyager liegt am Nizzakai, gleich hinter der Oper. Vor uns: zehn genussvolle Tage auf drei Flüssen – Main, Rhein und Mosel.
Eigentlich sollte diese Fahrt das neueste Schiff aus der Flotte von Nicko Cruises, die MS Nicko Spirit, übernehmen, doch ein Transportschaden verzögert den Einsatz. Besonders gefallen hätte mir da das gastronomische Konzept mit mehreren Restaurants ohne feste Tischzeiten.
Die MS Voyager ist aber ein würdiger Ersatz, von Nicko Cruises ebenfalls als 5-Sterne-Schiff klassifiziert – „mit ein bisschen Jazz“ an Bord: Bilder von Jazzlegenden, der Soulmetropole New Orleans wie auch die Dekoration lassen selbst ohne Schaufelrad ein wenig Mississippi-Feeling aufkommen.
Es ist bereits dunkel als unser Schiff pünktlich ablegt in Frankfurt. Wolkenkratzer der Skyline sind nur wenige zu sehen und auch sonst verlassen wir die Stadt unspektakulär still. Ohne Auslaufmusik und auch das Sonnendeck ist gesperrt, da wir auf dem Main zunächst einige niedrige Brücken passieren.
In der Lounge gibt Kreuzfahrtleiter Ferdinand bei einem Glas Sekt schon mal einen Ausblick auf die kommenden Tage: Reiseroute, Sicherheitsvorschriften an Bord, Ausflüge und alles, was man so wissen muss an Bord. Und die Crew stellt sich ebenfalls vor.
Unsere Route: Main, Rhein, Mosel & retour
Viele Gäste kennen das schon, die meisten Flusskreuzfahrer waren schon auf vielen Flüssen unterwegs. Dieses Mal gehts von Frankfurt am Main Richtung Mainz auf den Rhein, ab Koblenz die Mosel rauf bis Trier und wieder runter. Anders als bei meiner letzten Städte-Flusskreuzfahrt auf dem Rhein von Köln nach Amsterdam fahren wir auch tagsüber. So bleibt Zeit, die Landschaft ausgiebig zu genießen.
Jetzt im Oktober finde ich diese Route durch die Weingebiete besonders schön, wenn der Herbst sein herrliches Farbenspiel zeigt und die Hänge mit den Reben wie Zeichnungen erscheinen – von grün, gelb, orange bis flammend rot.
Flusskreuzfahrt: Wer ist denn da so an Bord?
Ja, das Klischee stimmt bei dieser Reise. Die meisten Mitfahrer sind nicht mehr die Jüngsten: 65+ und überwiegend als Paar unterwegs.
Im Sommer sei das anders, da trifft man häufiger auch jüngere Leute an Bord, erzählt mir ein Gast, der in diesem Jahr vom Douro bis zur Donau auf dem Wasser gereist ist. Da könne man wunderbar entspannen mit einem Cocktail auf dem Sonnendeck.
Vor allem 2020 waren so manche dabei, die sonst mit großen Schiffen auf den Weltmeeren cruisen. Und speziell bei dieser Fahrt auch mehr Alleinreisende als üblich.
Falstaff-Flusskreuzfahrt: Weinerlebnisse auf dem Wasser und an Land
Die Wein- und Genussreise wurde gemeinsam mit dem Weinmagazin Falstaff konzipiert – und beginnt am ersten Abend mit einer Schaumweinprobe. Die Wiener Sommelière Christina Fieber stellt nach dem Abendessen drei stilistisch sehr verschiedene Sekte aus Deutschland vor und vermittelt en passant viel Wissenswertes.
In den nächsten Tagen folgen laut Programm weitere Verkostungen bei verschiedenen, von Falstaff prämierten Weingütern entlang unserer Route.
Für den Genuss an Bord stehen von der Redaktion ausgewählte Gewächse aus Deutschland und Österreich auf der Weinkarte. Kleines Manko: Bereits am dritten Tag waren mehrere Weine nicht mehr verfügbar. Der Restaurantchef hat sich allerdings viel Mühe gegeben, passende Alternativen zu finden.
Meine Kabine
Während Bordmusiker Randy im Salon den Abend musikalisch ausklingen lässt, ziehe ich mich nach dem Dinner in meine Kabine zurück – ein echter Wohlfühlort.
Die Louis Armstrong Junior Suite hat mit 22 Quadratmetern die Größe eines geräumigen Appartements: Sessel und Ledercouch im Wohnraum, Minikühlschrank, das Bad neben WC und Dusche einen Whirlpool – und einen begehbaren Kleiderschrank gibt es ebenfalls. Das Ganze auf dem Oberdeck mit französischem Balkon.
Das Bett im Schlafraum lässt sich per Knopfdruck in eine Relaxliege verwandeln mit bester Aussicht auf die vorbeiziehende Flusslandschaft. Bilder aus Kapitänssicht liefert die Bugkamera; ein weiterer Kanal liefert die aktuelle Position des Schiffes auf den Bildschirm.
Das Schiff fährt sehr leise, zumindest in meiner Kabine sind keine störenden Geräusche zu hören. Verpassen kann man trotzdem nichts: Wichtiges wie das Öffnen des Restaurants oder der Treffpunkt zum Ausflug kommt per Durchsage in die Kabine.
Die wird übrigens jeden Morgen gereinigt, Wasser aufgefüllt, abends hübsch aufgeräumt und das Bett aufgedeckt.
Die Crew auf unserem Flusskreuzfahrtschiff ist zusammengewürfelt aus verschiedenen Ländern Südosteuropas – ausnahmslos freundlich und zuvorkommend.
Tag 2: Bingen
Nach dem Frühstücksbuffet wartet „Vater Rhein“ in Bingen – der Stadtführer mit Kostüm und Paddel erklärt bei einem sehr gemächlichen Spaziergang an der Uferpromenade und vielen Stopps, was Bingen sehenswert macht.
Vater Rhein & Hildegard
Garniert mit kleinen Anekdoten erzählt er von der berühmtesten Kräuterfrau des Mittelalters, Hildegard von Bingen, vom Mäuseturm am Bingener Loch und natürlich vom Rhein und seinem längsten Kilometer.
Unser Schiff ankert direkt an der Vinothek, ein wunderbarer Platz am Wasser für einen gemütlichen Schoppen. Ein paar Schritte weiter, erklärt eine Tafel am Eiswein-Denkmal, dass dieser in Bingen erfunden wurde. Damals purer Zufall, denn man hatte die als zu sauer befundenen Trauben einfach hängengelassen – und nach dem Frost festgestellt, dass die gefrorenen Beeren nun einen wunderbar süßen Most liefern.
Für einen Eiswein werden die Trauben auch heute erst gelesen, wenn die Temperaturen unter sieben Grad Celsius fallen – ein Risikospiel für den Winzer.
Loreley, der sagenhafte Berg am Rhein
Bingen verlassen wir am Nachmittag. Goldgelb leuchten die Weinhänge auf der Rheingauer Seite des Rheins, orangerot bei Assmannshausen, wo viele der feinen roten Burgunder im Rheingau reifen.
Prächtige Burgen, pittoreske Häuser unter steilen Felswänden, Weinterrassen – ein Traum. Das Panorama ändert sich in jeder Flusskurve und es gibt viele davon im Mittelrhein.
In der Lounge schenkt die Crew Winzersekt aus und Kreuzfahrtchef Ferdinand kommentiert das, was an den Panoramafenstern gerade vorbeizieht: zum Beispiel die Loreley, der 132 Meter hohe Schieferfelsen, der der Sage nach so manchem Kapitän zum Verhängnis wurde.
Am Abend lädt der Kapitän zum Empfang mit anschließendem Galadinner, das erfreulich leger abläuft. Ein bisschen schick machen und genießen, ohne Aufbrezeln und steifes Getue – sehr angenehm.
Das kulinarische Versprechen bei einer Genussreise wie dieser ist hoch und wird eingelöst. Abwechslungsreich zusammengestellt, aus guten Zutaten zubereitet und schön angerichtet kommen die zahlreichen Gänge auf den Tisch. Mittags stehen drei, abends mindestens vier Gänge auf der Karte, wahlweise mit Fleisch, Fisch oder vegetarisch. Das Resultat meiner Schlemmerwoche: anderthalb Kilo mehr auf der Waage.
Gewünscht hätte ich mir von einer Falstaff-Weinreise allerdings, dass eine Auswahl von hochwertigen Weinen auch glasweise ausgeschenkt wird. Die offenen Weine beschränken sich auf einen Vin de France Chardonnay, Merlot und Rosé.
Tag 3: Treis-Karden/Alken
Es ist schon dunkel, als wir Alken an der Mosel erreichen und über Nacht bleiben. Ein kleines Winzerörtchen mit einer hübschen Burg im Rücken, zu der ich am nächsten Morgen einen Spaziergang unternehme. Zusammen mit dem Farbenrausch im Weinberg unterhalb der Burg Thurant ein schönes Fotomotiv.
Ein Bus bringt uns nach Treis-Karden zur Stiftsherrenführung. Obwohl nur 500 Menschen in diesem Doppelort leben, hat Karden einen Dom. Der ist zwar nicht groß, aber ziemlich hübsch. Ein paar Anekdoten später stattet die Gruppe einem der örtlichen Brenner einen Besuch ab.
Auf einen Schnaps mit dem Stiftsherr beim Brenner
Michael Hambrech gibt einen kleinen Einblick in die Welt der Brände, Geiste, Wässer und Liköre und lädt anschließend zum Verkosten ein. Eine steile Treppe führt ein paar Meter unter die Erde: Kerzen brennen zwischen alten Fässern und einer Weinpresse von früher – Kellerromantik gibts gratis dazu.
Williams Christ, Weinbergspfirsich, Walnuss oder Apfelbrand, der nicht so heißen darf, weil Michael ihn nach Art des Calvados herstellt … die Auswahl ist riesig und die Gläser mit mehr als nur einem Probeschluck gefüllt.
Wohlweislich steht an diesem Tag nichts weiter auf dem Programm, so dass die Siesta ruhig auch ein wenig länger ausfallen kann. Während im New-Orleans-Schiffsrestaurant das Mittagessen serviert wird, legt das Schiff ab. Nächster Stopp: Bernkastel.
Tag 4: Bernkastel/Kues
Mitten in der Nacht erreichen wir Kues und seinen berühmteren Ortspartner Bernkastel. Ein typischer Postkartenort: enge Fachwerk- Gassen, Weinstuben, Cafés, Souvenirläden mit lokalen Weinen und touristischem Kitsch. Und viel Tradition, die Etiketten der meisten Weinflaschen wurden vermutlich in den 70er Jahren gestaltet. Beliebtestes Fotomotiv: das Spitzhaus.
In Bernkastel/Kues befinden sich bekannte Weingüter wie Dr. Thanisch Erben, die in der berühmten Doktor-Weinlage den größten Anteil besitzen.
Nach dem Frühstück: Weinprobe bei Wegeler
Das VDP-Weingut Wegeler kennen viele eher aus dem Rheingau, wo die Familie ebenfalls Wein produziert. Wir probieren heute die Moselgewächse des vom Falstaff ausgezeichneten Weingutes.
Draußen kämpft sich die Sonne durch den Nebel, es verspricht ein schöner warmer Herbsttag zu werden. In der Halle, wo bis vor Kurzem noch die Trauben angeliefert wurden, stehen die Weine der vergangenen Jahrgänge zum Verkosten bereit.
Die Rieslinge schmecken wunderbar fruchtig und saftig, dank der rassigen Säure auch als gereifter Wein. Eine deutlich spürbare Restsüße steht einem Riesling ebenfalls wunderbar. So ein Wein passt perfekt zum Curry, zum Sushi, Käse oder Dessert.
Wow, was für eine Aussicht am Piesporter Goldtröpfchen
Am Nachmittag steht ein Weinerlebnisausflug auf dem Programm inklusive einem Stopp an der historischen Kelter in Brauneberg.
Ein Wahnsinnspanorama auf eine der schönsten Moselschleifen bietet sich am Aussichtspunkt oberhalb der Weinlage Piesporter Goldtröpfchen. Wie in den Alpen schraubt sich die Straße in Serpentinen von der Mosel nach oben.
Kurzer Halt auf der Rückfahrt zum Schiff beim Bio-Weingut Karp-Schreiber. Jungwinzer Jobst Karp baut neben dem für die Mosel typischen Riesling auch Sauvignon Blanc an, den er während seiner Zeit in Neuseeland lieben gelernt hat.
Tag 5: Flusstag auf der Mosel
Heute ist ein Flusstag. Nonstop fährt die MS Voyager weiter moselaufwärts nach Trier. Das Sonnendeck ist leider geschlossen, doch es regnet ohnehin. Zeit also für ein paar gemütliche Stunden mit einem Buch und zur Happy Hour einen Aperitif an der Bar.
Und immer wieder der Blick nach draußen. Steile Felswände, zwischendrin Weinberge, oft kleine Parzellen. Jetzt im Oktober in vielen Grün- und Gelbnuancen. Seltener rot, da an der Mosel überwiegend weiße Weine gemacht werden. Mal wachsen die Rebstöcke in längs ausgerichteten Reihen, mal quer auf Terrassen. Zwischendrin Wildwuchs, Weinberge, die nicht mehr bewirtschaftet werden – ein hübsch strukturiertes Gesamtkunstwerk.
Meist kommen wir mit 11-15 Stundenkilometern voran, dann wieder wie in Slow Motion: Schleusenzeit. Davon gibt es einige auf unserer Strecke: 22. Butterweich steuert der Kapitän das 126 Meter lange Schiff in die schmale Schleusenkammer, kaum ein halber Meter bleibt an beiden Seiten noch Platz. Das Wasser steigt erstaunlich schnell und schon öffnet sich das vordere Tor.
Tag 6: Trier
Trier ist die älteste Stadt Deutschlands, entsprechend geschichtsträchtig fällt der Stadtrundgang aus, was besonders historisch Interessierte freuen dürfte. Von der Anlegestelle sind es rund 15 Minuten zu Fuß an einer viel befahrenen Straße bis in die Stadt. Für alle, die den offiziellen Ausflug gebucht haben, gibt es einen Bustransfer.
Spaziergang rund um die Porta Nigra
Das Wahrzeichen von Trier, die Porta Nigra, ist ebenso sehenswert wie der Dom. Auch rund um den Marktplatz finden sich einige hübsche Häuser und die Weinstube von Kesselstatt.
Van Volxem: Wein & Architektur an der Saar
Ein Ausflugshighlight, auf das nicht nur ich mich freue: Besuch eines Spitzenweingutes an der Saar. Die mündet nicht weit von Trier in die Mosel. An den Hängen des kleineren Nebenflusses keltert das Weingut Van Volxem feine Saar-Rieslinge. Anfang des letzten Jahrhunderts waren diese bekannter und teurer als französische Spitzengewächse, wie Winzer Roman Niewodniczanski anhand von alten Weinkarten aus der Gastronomie weiß.
Bei Wiltingen empfängt er seit 2019 Gäste zu Weinproben oder Events im neuen Gebäude, das mit seiner modernen Architektur genauso in Südafrika oder Spanien stehen könnte: ein heller Monolith, puristisch, klare Linien und ein Reifekeller wie aus dem Prospekt.
Bei einer Führung und Verkostung im Panoramasalon erzählt Roman werbewirksam vom Weingut und von sich. Im Glas die aktuellen Rieslinge trocken und feinherb, im Vergleich dazu einen gereiften aus dem Jahrgang 2015.
Wie auch bei den anderen Weingütern, die wir besuchen, bekommen Gäste der Nicko-Kreuzfahrt die Weine zu Sonderkonditionen nach Hause geliefert.
Was könnte einen Tag wie diesen besser beenden als ein Galadinner – und das sah wie folgt aus:
Getrüffelte Entenleberterrine | Preisebeergelee | Feldsalat
Steinpilz Bisque | Walnusskerne | Kräutercroutons
Tempura-Lachs | Nori-Blatt | Igwer-Soja-Sauce | Sesam-Blattspinat
Aprikosensorbet
Rosa gebratenes Roastbeef | Sauce Bernaise | Gemüsekorb | Steckrübe-Kartoffelgratin
oder
Rosmarin marinierter Zackenbarsch | Rotwein-Rote-Bete-Reduktion | Selleriemousse | Dillkartoffel
oder
Kräuterfalafel | Guacamole | Selleriepüree
Eisparade MS Voyager | Beerensauce
Tag 7: Koblenz
Von Trier gehts über Nacht zurück Richtung Mosel, ohne weiteren Stopp bis Koblenz. Wir legen ganz in der Nähe vom deutschen Eck an, wo die Mosel in den Rhein fließt. Für den Nachmittag ist der Festungsbesuch sowie eine Stadtführung durch Koblenz geplant. Ich habe heute eher Lust, auf eigene Faust loszuziehen.
Mit der Gondel über den Rhein
Gegenüber der Landzunge mit dem Denkmal des Deutsches Kaisers erhebt sich die Festung Ehrenbreitstein am anderen Rheinufer. Hinauf kommt man entweder zu Fuß (vorher mit der Fähre übersetzen) oder wie ich ganz bequem mit der Seilbahn. Richtig cool: Gelegentlich gibt es in den Gondeln Weinproben, die (hoffentlich) ab 2021 wieder stattfinden. Dann schenken Koblenzer Winzer ihren guten Tropfen aus, während man über den Rhein schwebt.
Blaue Schmetterlinge im Schlossgarten
Beim nächsten Ausflug bin ich sehr gespannt auf die Morphos. Die blauen Himmelsfalter aus Südamerika tummeln sich in dieser Jahreszeit zu Hunderten im Schmetterlingsgarten von Schloss Sayn.
Und tatsächlich: Unzählige Morphos flattern um mich herum, segeln, gleiten, manche im Sturzflug, andere ruhen sich aus an den Futterstellen und laben sich an den Früchten.
Fotografieren ist gar nicht so einfach. Wenn Morphos sitzen, sieht man die hübschen blauen Flügel nicht, nur die braune Unterseite – ein Schutz gegen Fressfeinde. Das Blau ist eigentlich gar keins, die Schuppen auf den Flügeln sind transparent. Durch das brechende Licht erscheint es jedoch blau.
Tag 8: Andernach
Kleiner Abstecher nach Norden. Von Koblenz fahren wir nun ein Stückchen rheinabwärts bis Andernach und seiner Attraktion: dem größten Kaltwasser-Geysir der Welt.
Größter Kaltwasser-Geysir der Welt
Den erreicht man ausschließlich auf dem Wasser, also steigen wir um auf ein kleineres Boot. Wieder zeigt sich der Herbst von seiner schönsten Seite. Plantanen an der Uferpromenade leuchten kupferfarben in der Nachmittagssonne, Möwen lachen.
Zum Geysir führt ein kurzer Fußweg durch das Naturschutzgebiet und dann sieht man erst mal: nichts. Außer einem rötlichen Steinhaufen. Gespanntes Warten, ein leises Pffff. Es blubbert und so langsam baut sich eine Fontäne auf. Alle hundert Minuten schießt das Wasser durch den unterirdischen Krater in die Höhe, mit einem Druck von 35 Bar. Anders als in Island zum Beispiel hat das Wasser jedoch nur 20 Grad Celsius, wenn es aus der Erde kommt.
Tag 9: Rüdesheim
Wer die Drosselgasse kennt, reibt sich im Corona-Herbst 2020 in Rüdesheim erstaunt die Augen. Normalerweise pulsiert das Leben in den Kneipen, die sich hier wie eine einzige lange Theke aneinander reihen. Momentan ist es recht ruhig in der berühmtesten Gasse von Rüdesheim.
Da wir erst gegen Abend in Rüdesheim einlaufen, bleibt leider keine Zeit für eine Fahrt mit der Seilbahn zum Niederwald-Denkmal, der Grünen Minna, die über den Weinbergen hinüber nach Rheinhessen schaut. Mit dem Rieslingpfad führt ein wunderschöner Wanderweg auf der Höhe dran vorbei – besonders schön zwischen Schloss Johannisberg in Geisenheim bis nach Assmannshausen.
Weingut Georg Breuer: Tasting im Gewölbekeller
Zum Abschluss unserer Wein- und Genussreise verkosten wir nach dem Abendessen noch ein paar ausgezeichnete Rheingauer Weine im Gewölbekeller des Weingutes Georg Breuer – Rieslinge, wie sie richtig Spaß machen: lebendige Säure, saftige Frucht und je nach Geschmack mehr oder weniger Restsüße.
Beim Spaziergang zurück zum Schiff durch die nächtlichen Gassen lasse ich dann die letzten Tage noch einmal Revue passieren.
Und bin sicher: Das war nicht meine letzte Flussreise.
Tag 10: Ausschiffung und Heimreise
Koffer packen, Getränke und Ausflüge bezahlen, den Brief für die Trinkgeldkasse füllen – das Organisatorische wird bereits am Vorabend erledigt. Wie alles bestens durchgeplant. Bis 7:30 Uhr Gepäck vor die Kabinentür stellen (bringt die Crew an Land, mit farbigen Bändern sortiert je nach Abreiseart), gemütlich frühstücken und dann heißt es: Goodbye. Wer will, kann auch einen Transfer buchen, für sich oder nur fürs Gepäck.
Fragen zur Flusskreuzfahrt? Hier findest du alles Wichtige auf einen Blick:
Für wen (welches Alter) ist eine Flusskreuzfahrt geeignet?
Für alle, die gern entspannt und genussvoll unterwegs sind, Stichwort Slow Travel. Wer auf Party verzichten kann, es eher gemütlich mag und sich um nichts kümmern möchte, wird sich an Bord wohlfühlen – mit 35 genauso wie mit 70+. Ich (Mitte 50) habe es jedenfalls sehr genossen.
Es gibt ganz verschiedene Routen und Schiffe, bei den Falstaff Wein- und Genussreisen liegt der Fokus klar auf dem Kulinarischen sowie Besuch von Weingütern. Falls du die Landgänge lieber individuell gestalten willst, schau dir die jeweiligen Fahr- und Anlegezeiten an für die Planung individueller Erkundungen.
Wichtig ist auch die Kabinenwahl. Je länger die Reise dauert, desto häufiger wirst du dich an Bord auch mal in der Kabine aufhalten. In der warmen Jahreszeit sicher öfter auf dem Sonnendeck, dann reicht evtl. auch eine günstige Kabine auf dem Hauptdeck.
Obwohl Paare in der Mehrzahl sind, eignet sich eine Flusskreuzfahrt bestens für Soloreisende. Wer will, findet schnell Anschluss – beim Kaffee im Salon, beim Essen oder bei gemeinsamen Ausflügen. Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten gibt es dennoch ausreichend, nur der Kabinenzuschlag für Einzelreisende ist mit bis zu 75 Prozent relativ hoch.
Nachtrag lt. Information von Nicko Cruises: Um Kreuzfahrten für Singles attraktiver zu machen, gibt es künftig regelmäßig „Single-Spezial“-Termine, bei denen der Zuschlag für die Alleinbenutzung der Kabinen um 50 Prozent reduziert wird.
Welche Aktivitäten & Ausflugsprogramme gibt es? Sind individuelle Landgänge möglich?
Das Ausflugsprogramm bietet für jeden Stopp mindestens einen Ausflug, sei es ein Stadtführung, eine Rundfahrt oder den Besuch einer Sehenswürdigkeit. Genauso gut kannst du jedoch auf eigene Faust losziehen und in deinem eigenen Tempo das anschauen, was dich interessiert.
Einfach Landgangskarte (und evtl. Stadtplan) an der Rezeption abholen und pünktlich vorm Ablegen zurück an Bord sein.
Manchmal ankert das Schiff etwas außerhalb des Zentrums, dann gibt es einen Transfer per Bus auch für Gäste, die keine Ausflüge gebucht haben.
Kann man sich sportlich betätigen bzw. welche Outdoormöglichkeiten gibt es bei Landgängen?
An Bord gibt es einen kleinen Fitnessraum. Du kannst auch ein paar 200-m-Runden drehen auf dem Sonnendeck. Ansonsten lautet das Motto eher: chillen statt pumpen 😉
Bei Landgängen reicht die Zeit meist nicht für ausgedehnte Wanderungen oder Radtouren in die Umgebung; kleinere Runden sind aber gut machbar.
Essen & Trinken an Bord: Vollpension mit Gourmet-Menüs
Eins vorweg: Ja, du nimmst zu auf dieser Reise. Das Essen an Bord der MS Voyager bei der Falstaff Wein- und Genussreise war sehr gut und abwechslungsreich sowie im Vergleich zu meinen bisherigen Flussreisen deutlich gehobener.
Das Frühstück wird als Buffet angeboten, das Mittagessen als 3-Gänge-Menü und abends mindestens 4 Gänge am Tisch serviert.
Wer genießen und trotzdem auf seine Figur achten will, kann beim Hauptgericht eine halbe Portion bestellen. Zumindest für mittags eine gute Idee.
Getränke sind nicht im Reisepreis enthalten. Ob sich das angebotene Getränkepaket für 230 € pro Person lohnt, solltest du dir vorher ausrechnen. Inklusive sind zwischen 9 und 24 Uhr
- offene Hausweine im Glas (weiß, rosé und rot)
- offener Haussekt im Glas
- Fass- und Flaschenbiere, alkoholfreies Bier
- Tagescocktail (mit/ohne Alkohol)
- alle offenen alkoholfreien Getränke
- Kabinenwasser und tägliches Ausflugswasser
- alle Kaffeespezialitäten ohne Alkohol
- heiße Schokolade und Tee
Hinweis: Getränkepakete können ausschließlich für die gesamte Dauer der Kreuzfahrt und für alle in der Kabine untergebrachten Personen gebucht werden.
Routen, Schiffe, Termine und Buchungsmöglichkeiten
Alle Routen, Schiffe, Termine und mehr zu den Kreuzfahrten findest du unter www.nicko-cruises.de.
Zu dieser Reise wurde ich von Nicko Cruises eingeladen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.