Der Schnoor in Bremen – ein Viertel wie aus dem Bilderbuch. Jahrhundertealte Fachwerkhäuser, verwinkelte Gassen, Kunsthandwerk, Cafés und viel Charme. Lass dich von der einzigartigen Atmosphäre dieses historischen Quartiers verzaubern.
Wie lebendiges Bilderbuch der Bremer Stadtgeschichte fühlt es sich an. Mit seinen schmalen Gassen, krummen Fachwerkhäusern und verwunschenen Ecken versprüht das Viertel einen ganz besonderen Charme. Wo früher Fischer, Handwerker und Seilmacher lebten, findet man heute liebevoll geführte Ateliers, Goldschmieden und kleine Läden mit handgemachten Schätzen. In den urigen Cafés und Restaurants lässt sich wunderbar verweilen – der Schnoor ist wirklich ein Ort zum Entdecken, Genießen und Staunen.
Und eines der ältesten Quartiere in Bremen. Die Häuser sind hunderte Jahre alt, etwas windschief, aber puppenstubenschön. Die meisten schmal, mit spitzem Giebel, andere gedrungen, unscheinbar in der Reihe der Häuschen. Fachwerk und krumme Türstöcke erzählen von der langen Geschichte des Viertels. In die Fischerhäuser, heute bunt getüncht, sind mittlerweile Goldschmiede und Kunsthandwerker eingezogen, Cafés und Restaurants – ein herrlicher Ort zum Bummeln und Entspannen.
Lust auf einen Rundgang? Los geht’s.
Nur ein paar Schritte sind es vom Weser-Ufer oder von der Innenstadt über eine Treppe in das tiefer gelegene Viertel. Der Name stammt vom plattdeutschen Wort Schnur ab: Schnoor. Vielleicht weil sich die Häuser wie Perlen auf einer Schnur reihen. Oder weil hier früher Schiffstaue hergestellt wurden, genau lässt sich das nicht mehr sagen.
Es ist früh am Morgen. Das Kopfsteinpflaster glänzt noch vom Regen der Nacht, wie frisch gewischt. Um zehn Uhr kommt Leben in die Gassen, bis dahin haben wir den Schnoor für uns allein. Und Zeit für Details, die später im Gedränge vielleicht ein bisschen untergehen: den Mond an der Fassade, hübsch dekorierte Fenster, kleine Hinterhöfe mit liebevollen Minigärten. Schaufenster der Boutiquen voller Accessoires und kulinarischen Spezialitäten.
Die Kirche St. Johann wirkt unscheinbar und doch auffällig anders als andere Kirchen. „Klein Vatikan“ nennen die Bewohner den roten Backsteinbau. Wasser plätschert im Brunnen der Badenden am Ende der Hohe Straße. Die Skulptur erinnert an das Treiben früher im Viertel, als in den öffentlichen Badehäusern nicht nur Reinigungsrituale stattfanden. Und im Schifferhaus nebenan hat das Erzgebirge eine norddeutsche Dependance stationiert samt einer Armee aus Räuchermännchen und Engeln.
Als Bremen-Neulinge bekommen wir noch einige kulinarischen Tipps mit auf den Weg, was wir in der Stadt unbedingt probieren sollten. Knipp und Labskaus zum Beispiel. Vorgemerkt.
Auf einen Tee im Schnoor
Weiter gehts durch Gassen, die eng zu nennen, schon fast großzügig wäre. Durch einige kommt man nur im Gänsemarsch. Wie ein Hexenhäuschen zwängt sich das Schnoor Teestübchen in die Wüstestätte, vis-a-vis dem Bremer Geschichtenhaus. In die Stuben im Erdgeschoss passen jeweils nur drei, vier Tische, rückt man eben ein bisschen zusammen. Mehr Plätze gibt’s oben. Eine schmale, steile Treppe, knarrende Stufen – die Kellnerin tut uns fast leid, wie sie mit vollen Tabletts rauf und runter balancieren muss.
Vor uns dampft Tee in der Tasse, goldfarben im blau-weißen Porzellan. Die Bremer Mischung, typisch nordisch und kräftig. Wenn der Kandis knackt beim Eingießen, dann stimmt die Temperatur, lernen wir. Der Tee ist perfekt zubereitet, die Zuckerstückchen knistern fröhlich vor sich hin.
Draußen nieselt es, die Idee mit dem heißen Tee haben jetzt viele. Wir sind glücklich, einen der letzten Plätze ergattert zu haben.
Süßes im Schnoor
Später trödeln wir weiter durchs Quartier, kreuz und quer, ohne Ziel, vergessen die Zeit. Entdecken die Bonbonmanufaktur mit den Riesenspiral-Lollis, eine Konditorei. Den Krämerladen in der Gasse Langer Wieren, in dem man statt Fischbrötchen früher Schiffsproviant an Seeleute verkaufte. Beim Institut für niederdeutsche Sprache drücken wir unsere Nasen am Schaufenster platt, doch die Zunge kapituliert schon bei den einfachen Beispielübungen. Vielleicht sollten wir mal einen der angebotenen Kurse belegen.
Kunstvolles und Kurioses – im Schnoor finden wir die Vielfalt, die mancher Einkaufsmeile in den Städten verloren gegangen ist.
Der Schnoor ist ein kleines Paradies für Genießer. Herzhaftes oder Süßes, man muss nur um die nächste Ecke spazieren und sich ein schönes Plätzchen suchen. Vielleicht im Café Tölke mit dem Charme eines Wiener Kaffeehauses, nur in klein. Dafür sind die Tortenstücke so groß, dass ein Einspänner kaum reicht, um uns wieder in Gang zu bringen nach Sacher- und flambierter Weintorte …
Wie gut, dass wir im Gasthof Kaiser Friedrich erst morgen einen Tisch reserviert haben. Für Knipp und Labskaus wäre nun wirklich kein Platz mehr im Magen.
Weiterlesen: Genießer-Wochenende in Bremen
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7 Kommentare
Super Webseite, danke für die tollen Einblicke… werde hier auch in Zukunft zurückgreifen 😉 DANKE !!!! Liebe Grüße Mia
Die Bilder sind so schön. Da bekommen wir gleich grosse Lust zu reisen. Bis gerade eben wusste ich mit dem Begriff Schnoor nichts anzufangen.
Vielen Dank für die Inspiration.
Sehr gern 🙂
Wunderschön! Jetzt sehe ich das Schnoor wenigstens auch bei Tageslicht. Auf meiner letzten Bremen-Reise war es leider schon dunkel und alle Läden zu. Das Teestübchen fand ich auf jeden Fall sehr hübsch und die Mousse au Chocolat zum Tee war ein Gedicht. Ich sehe aber: Tagsüber muss ich in dieses Viertel unbedingt auch noch mal 🙂
LG Martina
Die Stimmung am Abend hat mir auch gut gefallen, hatte fast was Feierliches.
Ist das schön! Das ist ein Ort, der uns auch gut gefallen würde. Allerdings hatte ich das nicht in Bremen erwartet. Da sieht man wieder mal, dass man einen Ort erst einmal besuchen sollte, bevor man sich ein Bild davon macht.
Solche Überraschungen mag ich auch 🙂