Wann hast du zum letzten Mal einen Hahn gesehen? Einen, der so richtig auf dem Bauernhof herum stolziert, mit bunten Federn und stolzer Brust. Der Hahn gehörte zum Bauernhof wie der Misthaufen. Früher.
Der Rote Hahn wiederum ist in Südtirol heute recht häufig zu finden – die Dachmarke des Bauernbundes vereint das Beste, was die Bauern vom Vinschgau bis zum Eisacktal zu bieten haben.
Roter Hahn: Das Beste der Südtiroler Bauern
Während in Etsch- und Eisacktal eher Wein und Äpfel wachsen, überwiegt im Pustertal die Milchwirtschaft. Familienbetriebe und kleine Strukturen prägen das Bild, für die Bauern aber wird es zunehmend schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten. Das Label „Roter Hahn“ bringt Landwirtschaft und Tourismus zusammen und lädt Urlauber ein, Brauchtum, altes Handwerk und Landleben hautnah zu entdecken. Vor allem die junge Generation engagiert sich stark dafür, dass die Traditionen in Südtirol erhalten bleiben.
Drei dieser Roter-Hahn-Betriebe haben wir bei unserem letzten Südtirol-Urlaub besucht und stellen euch diese vor.
Zmailerhof, Schenna
Zum Zmailerhof führt ein schöner Bergspaziergang in mehreren Varianten: von der Taser Bergbahn Talstation (hin kommt ihr mit dem Bus von Schenna aus) leicht ansteigend über die Holzer Säge auf dem Höfeweg. Oder ihr fahrt mit der Seilbahn hoch und wandert von der Bergstation auf dem Taser Höhenweg, wahlweise via Greiterer- und Eggerhof zum Zmailerhof, etwa 350 Höhenmeter bergab.
Wir haben uns für die Abstiegsoption über den Gasthof Schnugger entschieden, der Aussicht halber: Nahezu auf dem gesamten Weg können wir so das herrliche Bergpanorama genießen.
Doch zunächst ist es gar nicht so leicht, überhaupt in Gang zu kommen. Schuld sind die Hängeschaukeln am Weg. Einmal drin fläzend und von Radio Edelweiß mit Alpenmusik eingelullt, könnten wir den Tag auch locker mit Berge gucken rumbringen. Bevor wir ganz wegdösen, geben wir uns also einen Ruck und machen uns auf den Weg.
Beim Schnuggerhof lockt die Sonnenterrasse zur Einkehr, doch für uns ist es noch zu früh. Es riecht herrlich nach frischem Gras, in den Almwiesen weiter unten blüht es noch wild und bunt.
Es summt und brummt uns uns herum. Das reinste Paradies für Schmetterlinge, Hummeln und Bienen. Dort, wo schon gemäht ist, duftet das Heu so intensiv, dass wir uns am liebsten reinlegen würden.
Kurz darauf tauchen wir in den Wald ein und dann geht’s recht steil über Wurzeln und Steine bergab, begleitet vom Rauschen des Bergbaches, sattem Farngrün für die Augen und schräg durch die Bäume fallenden Sonnenstrahlen.
Bald lichtet sich der Wald oberhalb des Zmailerhofes auf 1.100 Metern. Was für eine Aussicht: Der Meraner Talkessel und Schenna liegen uns buchstäblich zu Füßen.
Auf der Terrasse finden wir ein schönes Plätzchen und lassen uns die selbst gemachte Kräuterlimonade schmecken, ein wunderbar erfrischender Auszug von Melisse, Pfefferminz und Giersch.
Gegenüber auf dem Hügel thront Dorf Tirol, darüber die Mutspitze. Der Blick reicht bis ins Vinschgau, Bergkonturen und ihre Schatten zeichnen ein Ton-in-Ton-Gemälde.
Was wir essen wollen, wissen wir längst. Statt in die Karte schauen wir lieber in die Küche, wo Martha Thaler wie jeden Tag voll in ihrem Element ist. Seit 30 Jahren kocht die Chefin vom Zmailerhof höchstpersönlich. Ihre Spezialität: Knödel. Mit Brennnessel, Käse oder Speck. Mal mit Krautsalat, mal mit viel Butter und Parmesan. Immer mit ganz viel Liebe.
In der Küche sammelt sich die Hitze unter der schwarzen Decke. Wasser brodelt in den Töpfen, die Knödel warten auf dem Backblech in Reih und Glied auf hungrige Gäste.
Im anderen Topf simmert ein großes Stück Rindfleisch, das wird lauwarm serviert als Sauerfleisch mit Zwiebeln und Essig/Öl, ebenso eine Südtiroler Spezialität. Zu den Knödeln – ein Gedicht – schmeckt uns der Vernatsch aus den eigenen Weinbergen der Familie ausgezeichnet.
Als es donnert und rumpelt, schaut die Junior-Wirtin zum Himmel. Das dauert noch ein Weilchen, ihr kommt trocken ins Tal. Über die Holzer Säge brauchen wir nur 30 Minuten bis zur Talstation als die ersten großen Tropfen fallen.
Zmailerhof, Bergerweg 17, Schenna (Mitte März bis Ende November geöffnet)
Weingut Stuck, St. Pauls/Eppan
Am Eingang duftet ein großer Jasminstrauch, Oleander verströmt mediterranes Flair. Weinlaub spendet Schatten auf der Terrasse der Ferienappartements. Statt schroffer Berggipfel dominieren im Süden von Südtirol Weinreben und Obstbäume die Landschaft. Was für ein Kontrast – genau diese Vielfalt ist es, warum wir von Südtirol nie genug bekommen.
Wir haben uns für ein paar Tage im Weingut Stuck einquartiert, bei Kathrin Ebner, die im Eppaner Ortsteil St. Pauls Bio-Wein anbaut. Vor allem Weiß- und Blauburgunderreben wachsen vorm Haus auf 500 Metern Höhe. Reichlich Sonnenschein verwöhnt die Trauben und ein stets leichter Wind vom Kalterer See durchlüftet die Rebzeilen, die kühlere Lage ist ideal für den Wein.
Unser Appartement grenzt direkt an den üppigen Bauerngarten, in der Ferne grüßen Schlern und Ritten. Hinter uns ragt Gantkofel empor, rechts blitzt ein kleines Stückchen vom Rosengarten hervor, der Latemar ist vom Bozner Kohlern verdeckt.
Bis ins Überetsch, wo jetzt pralle Trauben reifen, reichten in der Eiszeit die Gletscher. Beim Hausbau vom Stuckhof 2012 hat man im Garten riesige Steine gefunden, die die Etsch einst mitbrachte.
Jetzt schmücken die Felsbrocken den Seerosenteich im Garten. Eine Runde im erfrischenden Wasser schwimmen und dann ein Glas Burgunder genießen – so klingt unser Wandertag entspannt aus.
Eine schöne Tour führt direkt vom Hof aus zur Burg Hocheppan in rund 40 Minuten. Ebenfalls eine empfehlenswerte Wanderung: der Drei-Burgen-Weg.
Frühstück serviert Gastgeberin Kathrin auf Wunsch ins Appartement (Titelfoto) und fürs Abendessen haben wir nette (Insider-)Tipps bekommen. Einer davon: der Landgasthof Bad Turmbach in Eppan/Berg (Turmbachweg 4) Traumhafter Garten, super Essen – empfehlen wir hiermit gern weiter.
Weingut Stuckhof, Missianerweg 8c, St. Pauls/Eppan, www.stuckhof.it
Fischerhof, Girlan
Zu Eppan, im Süden von Südtirol gelegen, gehören neun Ortsteile. Einer davon ist Girlan, wo Martin Mauracher exzellente Obstbrände herstellt, ausschließlich aus einheimischen, teils auch relativ unbekannten Sorten.
Einiges wächst direkt im Garten wie die Marillen, die in der Sonne wie orangene Lämpchen am Baum leuchten.
Grappa, Fruchtbrände, Fruchtliköre – seit mehr als 50 Jahren wird im Fischerhof Hochprozentiges gebrannt, unter anderen aus den Trestern der eigenen Weintrauben. Wurde früher nur eine Sorte gebrannt, gibt es heute verschiedene Grappe, beispielsweise Grappa Lagrein oder Grappa Gewürztraminer.
Die alte, sehr rustikale Brennanlage aus den Anfangszeiten steht noch, ist aber nicht mehr in Betrieb. Mit einer neueren Destille mit Holzfeuerung brennt Martin um die 3.000 Liter reinen Alkohol pro Jahr, was am Ende einer Ausbeute von etwa 20.000 Flaschen entspricht.
Nach mindestens einjähriger Lagerung werden die Destillate auf Trinkstärke gebracht – mit reinem, weichem Quellwasser aus der Umgebung. Woher genau, bleibt das Geheimnis des Chefs.
Insgesamt 50 Sorten umfasst sein Portfolio, je nach Abverkauf und Jahreszeit sind davon um die 40 im Verkauf. Wer es ausgefallener mag, wird ebenfalls fündig: Enzian, Heuschnaps, Grappa mit Weinraute und verschiedene Liköre – von Holunder bis Nusserle und Zirbeler sind nur einige der lokalen Spezialitäten des Fischerhofes. Bei unserem Besuch hat Martin gerade frische Zirbenzweige angesetzt sowie Weinraute eingelegt für den Grappa, das mögen besonders die Italiener unter den Gästen.
Wir bevorzugen eher einen Obstbrand. Nur welchen? Im urigen Hofladen könnten wir alle Produkte vor dem Kauf verkosten. Nach einigen Probeschlückchen steht unser Favorit fest: Fuji-Barrique, ein Brand aus der gleichnamigen Apfelsorte, der wie ein guter Calvados schmeckt.
Einige Weine runden das Sortiment ab, was die Hausgäste der Appartements am Fischerhof sehr zu schätzen wissen. Ebenso die Hofführungen mit dem Hausherrn, Brenn- und Kellermeister.
Für einen längeren Aufenthalt bieten die Maurachers fünf Ferienwohnungen im Fischerhof an, umgeben von Weinreben. Frische Brötchen auf Wunsch jeden Morgen inclusive.
Haben wir zwar nicht selbst ausprobiert, finden es aber trotzdem cool: Im Sommer lockt der große Pool hinterm Haus. Ein wöchentlicher Grillabend, die Wein- und Schnapsprobe im über 100 Jahre alten Keller runden das Erlebnis „Fischerhof“ ab.
Hofbrennerei Fischerhof, Schreckbichl 12, Girlan, ww.fischerhof-mauracher.it, www.hofbrennerei-fischerhof.it
Roter Hahn Südtirol
Mehr als 1.600 Bergbauern-, Obstbauern- sowie Weinbauernhöfe in ganz Südtirol versprechen:
- familiäre Atmosphäre (es gibt maximal 5 Ferienwohnungen bzw. 8 Zimmer am Hof)
- hofeigene Produkte
- echte Geheimtipps der Bauernfamilie zur bäuerlichen Welt sowie Umgebung
Mehr zum Konzept findet ihr auch unter www.roterhahn.it.
6 Kommentare
Vielen Dank für den Beitrag zum Urlaub auf dem Bauernhof. Meine Schwester möchte einen Sommerurlaub auf dem Bauernhof buchen und hofft auf tolle Wellness-Angebote. Gut zu wissen, dass in den Bergen bis zu 50 verschiedene Destillate angeboten werden.
Vielen Dank für den Erfahrungsbericht über Urlaub auf dem Bauernhof. Sobald es wieder möglich ist, möchten meine Familie und ich unsere Ferien an einem Bauernhof verbringen. Toll, dass es mehr als 1600 Bauern in Südtirol gibt.
Danke für die Urlaubstipps. Es würde Spaß machen, im nächsten Sommer einen Urlaub auf dem Bauernhof zu machen. Meine Frau und ich sollten uns auf die Suche nach einer Ferienwohnung machen, die auf einem Bauernhof liegt, auf dem wir für unsere Familien-Sommerreise wohnen können.
Vielen Dank für den Beitrag zum Urlaub auf dem Bauernhof. Meine Schwester möchte ihren nächsten Urlaub auf einem Bauernhof verbringen, um den Stress im Alltag zu vergessen. Gut zu wissen, dass das Label mit dem roten Hahn den Tourismus und die Landwirtschaft zusammenbringt.
Hallo Antje,
der Zmailerhof ist für uns immer Pflicht-Programm, wenn wir in Schenna sind. Meistens entscheiden wir uns dann auch für die Abstiegsoption. Und sehr gerne sitzen wir dort gefühlt ewig auf der Terrasse und genießen bei den Leckereien den Blick ins Tal. Hach, am liebsten würde ich gleich hinfahren.
Liebe Grüße
Martina
Geht mir genauso 🙂