Ein anderer hübscher Kontrast zum East End oder zum hyperschicken Zentrum Londons ist Notting Hill. Eigentlich wollte ich auf dem Portobello Market ein bisschen den antiken Kram durchstöbern. Unter der Woche sind auf der Portobello Road aber nur die Lebensmittelhändler zu finden. Dafür ist ein Bummel an einem Dienstagmorgen deutlich entspannter ohne Touristengedränge.
Von der U-Bahn Station Notting Hill Gate sind es zirka dreihundert Meter auf der Pembridge Road, bis die Portobello Road nach links abzweigt. Etwa einen Kilometer lang zieht sich die Straße durch das Stadtviertel Notting Hill. Mir gefallen die bunt getünchten Häuser in Pastell, Knallgelb oder Blau, Grün, Rot – die Portobello Road sieht aus wie ein riesiger Farbkasten.
Lecker Frühstück gibt’s in der Gail’s Artisan Bakery (138 Portobello Road): Bagel mit Fenchelsalami, Shakshuka, Walnuss-Schinken-Brioche, Lemontarte, Pecanpie … dazu ein gemütlicher Fensterplatz in der Sonne. So könnte gern jeder Tag beginnen. Verträumt und glücklich saß ich da. Vergaß gar, ein Foto zu machen.
Gegen zehn Uhr ist noch nicht viel los, die Läden öffnen erst so nach und nach, jeder wie er will.
Wäre ich allein unterwegs gewesen, hätte es gut sein können, dass ich bei Alice (86 Portobello Road) für den Rest des Tages verloren gegangen wäre.
Books for Cooks (4 Blenheim Crescent), ein Laden voller Kochbücher. Nichts außer Kochbücher. Manche Leute sammeln Briefmarken oder Schuhe. Mein Tick sind Kochbücher. Und ja, natürlich habe ich eins gekauft: Hackfleischgerichte. Schuld daran ist wahrscheinlich der Duft in diesem Laden, in dem es nach frisch Gekochtem riecht. Jeden Tag ab zwölf Uhr kann man zwischen den Bücherregalen zu Mittag essen. So was von verkaufsfördernd.
Restaurants, Pubs und Cafés gibt es reichlich in der Straße, ebenso Antiquitätenläden und Ramsch. Portobello war früher übrigens mal eine Farm mit ausgedehnten Ländereien. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden an dieser Stelle Wohngebiete, da London aus allen Nähten platzte.
Das bunte Treiben in der Portobello Road wurde besungen, beschrieben und die Häuser im viktorianischen Stil dienten als Filmkulisse. Kaum ein London-Reiseführer, der der Trubel in dieser Straße nicht als Must-go anführt.
Manchmal ist man dort aber fast allein.
Dienstagmorgens zum Beispiel.
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